Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften

Verbindung von Wissenschaft und Praxis: Erweiterte Angebote für Promovierende auf Basis der Praxismodule

Nach der Promotion stehen Ihnen viele Berufswege offen. Zur Vorbereitung auf die berufliche Praxis bietet die GGG ein Bündel an Maßnahmen, das auf Basis der „Praxismodule“ nun weiterentwickelt wird.

Einige Promovierende werden Professor*in oder wollen es werden: 20% der Promovierenden der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften strebte 2015 zu Beginn der Promotion als berufliches Ziel in zehn Jahren die Professur an (Stifterverband 2016: Personalentwicklung für den wissenschaftlichen Nachwuchs, S. 32); 33% planten, dauerhaft in der Wissenschaft zu bleiben (Stifterverband 2016. S. 30). Dementsprechend wenige Promovierte verblieben an der Universität: Promovierte arbeiteten 2015 im Durchschnitt aller Fächer zu 15% an Universitäten, zu 12% im sonstigen öffentlichen Sektor und zu 73% im Bereich Wirtschaft (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2017, S. 186).

Die Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG) bietet Qualifizierungsmaßnahmen sowohl promotionsbegleitend als auch zur Vorbereitung auf Berufe innerhalb und außerhalb von Universitäten an. Neben eigenen Angeboten kooperiert die GGG mit der Stabsstelle Innovation und Kooperation, dem Career Service, der zentralen Koordination Mentoring und dem SüdniedersachsenInnovationsCampus SNIC, um die berufsvorbereitenden Angebote für eine außeruniversitäre Karriere zu erweitern. Einen Überblick zu entsprechenden Angeboten finden Sie unter www.uni-goettingen.de/de/591199.html.

Für dieses Engagement kam die Förderinitiative der VolkswagenStiftung genau richtig, weil mithilfe der „Praxismodule“ frühzeitig Wissenschaft und berufliche Praxis miteinander verbunden werden. 2017 bis 2019 führ(t)en an der GGG neun Promovierende Praxisprojekte bei Ministerien, Verbänden, Betrieben und Landkreisen durch. An der Durchführung der Praxismodule sind Mitglieder der Agrar-, Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation sowie der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) beteiligt. Neben der finanziellen Förderung (6-12 Monate) nahmen die Promovierenden an Kursen zur Karriereentwicklung, kollegialen Beratungen sowie an Einführungs- und Abschlussworkshops teil. Seit Oktober 2017 haben wir in vielen Gesprächen miterlebt, wie die Promovierenden sich dem teilweise anstrengenden, aber sehr produktiven Prozess wissenschaftlichen Forschens in der Praxis gestellt haben. Einzelheiten zu Projekten und Praxispartnern können Sie auf der Homepage der GGG nachlesen: www.uni-goettingen.de/de/549877.html.

Was bringen Praxisphasen den Promovierenden und der Wissenschaft?

Im Zuge der Praxismodule erleben die Promovierenden die Arbeit vor Ort unmittelbar mit und nehmen aktiv daran teil. Die jeweiligen Tätigkeitsbereiche können sie mithilfe dieser Einblicke fundierter beurteilen. Gleichzeitig entstehen erste außeruniversitäre Netzwerke, die für den Berufseinstieg entscheidend sein können.

Die Promotionsprojekte sind während der Praxisphase komplexer und für die Anwendung interessanter geworden. Während der Praxisphase können zum Teil Daten erhoben werden, zu denen die Promovierenden im campusgebundenen Forschungsalltag kaum Zugang erhalten hätten, sei es durch Expert*inneninterviews, die Arbeit mit internen Daten der Praxispartner oder indem für ein eigens initiiertes Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Praxispartner Daten neu erhoben werden. Die beforschten Prozesse vor Ort werden in einem Ausmaß erfahrbar, wie es mithilfe von Textanalyse, Erfahrungsberichten, Auswertung von Sekundärdaten oder in den sonst oft kurzen Feldforschungsphasen kaum möglich gewesen wäre. Zum Teil werden forschungsbasierte Vorschläge der Promovierenden in den Realbetrieb überführt (zum Beispiel die ‚Mobilitätsfabrik‘ im Öffentlichen Personennahverkehr). Sowohl die Forschungsergebnisse als auch das Verständnis für die Forschung in der Praxis können deutlich verbessert werden. Dadurch werden das Thema und die Ergebnisse der Forschung in der Praxis eher wahrgenommen. Es zeigt sich so, dass die wissenschaftlichen Methoden und Ergebnisse außerhalb der Forschung höchst relevant sind und „nicht in einer Schublade verschwinden“. Dies ist sowohl für die Forschung als auch für die Praxis produktiv.

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Die beteiligten Promovierenden beschreiben ihre Praxisphase als sehr anspruchsvoll und heben gleichzeitig ihre positiven Eindrücke hervor. Während der Promotionsphase den „Elfenbeinturm“ Universität zu verlassen, neue Erfahrungen in einem bislang kaum bekannten Feld zu machen, die eigenen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und dabei auch die Furcht vor vermeintlich hohen Ansprüchen durch bereits erfolgreiche Berufstätige zu verlieren, empfanden die Promovierenden als sehr wertvoll und zufriedenstellend.

Was bietet die GGG für die Verbindung von Wissenschaft und beruflicher Praxis?

Die GGG hat während der Durchführung der „Praxismodule“ wichtige Eindrücke gewonnen, die in weitere Maßnahmen und Empfehlungen überführt werden:

Der Qualifizierungsschwerpunkt der GGG zu Berufskompetenzen wird fortgesetzt.

Im Zuge des Begleitprogramms lernten die Teilnehmenden das Instrument der kollegialen Beratung kennen, das sie auch nach Beendigung der Praxisphase gemeinsam nutzen. Der Austausch der Kohorte wird in Form des durch die GGG geförderten Promovierendenforums „Wissenschaft und Praxis“ fortgesetzt und ist für Interessierte geöffnet: www.uni-goettingen.de/de/583041.html

Das Mentoring für Karrierewege in der Wirtschaft „KaWirMento“ stellt einen weiteren Baustein zur Berufsvorbereitung von Promovierenden und frühen Postdocs dar und wird nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt: www.uni-goettingen.de/de/444677.html

Zur Diskussion steht unter anderem die Sicherstellung eines formal geklärten Status von Promovierenden in Praxisphasen, um Unklarheiten vorzubeugen und weitere Praxispartner zur Teilnahme zu motivieren. Dabei steht auch die Frage im Raum, die bestehende Qualifizierung und Beratung über Unternehmen hinaus für weitere Berufsfelder (Verbände, öffentlicher Dienst, NGOs, usw.) zu ergänzen. Gewünscht wurde auch die Erstellung eines Leitfadens zur Durchführung von Praxisphasen, inkl. Klärung der Erwartungen an Praxispartner, Promovierende und Betreuende.

Die beteiligten Promovierenden zeigen zudem den Wunsch und die Bereitschaft, sich bei der Stärkung des Wissenstransfers einzubringen und sich frühzeitig am Austausch zwischen Forschung und Praxis zu beteiligen. Dies ließe sich durch eine Vorstellung von Promotionsprojekten bzw. der Profile der Promovierenden bei potenziellen Arbeitgebern und Partnern ermöglichen. Auf Anregung der Teilnehmenden sondiert die GGG die Fortführung der Begleitung von Praxisprojekten sowie die Fortbildung bisheriger Alumni aus den „Praxismodulen“ zu Ambassadors für die Verbindung von Wissenschaft und beruflicher Praxis.

Wir laden Sie als nächstes herzlich zur Veranstaltung am 20. Mai ein, bei der Alumni über ihre Erfahrungen beim Übergang in außeruniversitäre Berufe und ihre Eindrücke aus dem Beruf berichten werden. Aufbauend auf den Praxismodulen hat die Veranstaltung in diesem Jahr den Schwerpunkt „Berufsperspektiven im Bereich Mobilität“. Wir bitten hierfür um eine möglichst schnelle Anmeldung. www.uni-goettingen.de/de/602960.html

Bei Fragen oder Interesse können Sie sich gerne u.a. bei der GGG melden:

Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften (GGG)
Geismar Landstr. 11, 37083 Göttingen
Dr. Bettina Roß, Telefon: 39 28217
ggg@uni-goettingen.de